Eurorack – Frontplatten erstellen mit der Toner Transfer Methode

Frontplatten erstellen mit der Toner Transfer Methode
Wenn man sich mit DIY-Platinenherstellung befasst stößt man recht schnell auf das „Toner Transfer Verfahren“. Dabei druckt man das Platinenlayout über einen Laserdrucker auf beschichtetes Papier und bügelt diesen Ausdruck mit viel Hitze direkt auf die noch durchgehende Kupferfläche der späteren Platine. Über die Bügeleisen-Hitze löst sich der Lasertoner vom Papier und verbackt mit dem Kupfer. Man kann dann direkt ätzen ohne den herkömmlichen Prozess von Belichtung und Entwicklung. Stellen mit schwarzem Toner werden nicht geätzt und lassen das Kupfer stehen. Am Ende kann man den Toner mit Aceton oder Verdünnung (mühevoll!) abrubbeln.
Nun hat einer der zahlreichen Kollegen, die dieses Verfahren beschrieben auch berichtet, daß er seine Frontplatten so beschriftet. Da es mich zunehmend nervt mit Tintenstrahlausdrucken, Klarlack, Rubbelbuchstaben oder teuren Klebefolien zu hantieren habe ich ein paar Fronten so erstellt und bin mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Hier beschreibe ich den Prozess wie ich meine Prototypen-Frontplatten zusammenbügle.
Frontplatte bohren
Im ersten Schritt braucht man natürlich eine leere Eurorack-Frontplatte wie man sie bei den Elektronikversendern kaufen kann. Dann werden die Löcher angepasst, gebohrt und entgratet. Die Front sollte also schon sauber auf die Platine passen. Eine gelabelte Front zu bohren halte ich für keine sehr gute Idee.

Frontplatte einscannen
Dann scanne ich die gebohrte Front ein um eine Schablone zu haben für die Beschriftung. Zur Not könnte man auch versuchen die Front möglichst lotrecht zu fotografieren. Dabei ist es ratsam, mit der Kamera weit weg von der Platine zu stehen und gleichzeitig den Zoom der Kamera aufziehen, je weitwinkliger die Aufnahme desto stürzender die Kanten und wir wollen ja möglichst parallele Kanten.
Die spätere Frontplattendatei sollte eine drucktechnisch taugliche Auflösung von 300 dpi haben, d.h. 300 Pixel pro Inch. Der Scan kann gleich mit 300 dpi gemacht werden oder man skaliert die Datei nach dem Scan auf. Letzteres beinhaltet einen Qualitätsverlust des Scans. Das spielt hier aber keine Rolle, der Scan selbst ist ja nur die Anpassungsschablone und wird später nicht mit ausgedruckt.
Anpassen
Nicht die schlechteste Idee ist, ab und zu den Entwurf ausdrucken um die Potiknöpfe und Muttern auf den Ausdruck legen :-) Es wäre ärgerlich wenn der Knopf später die Schrift verdeckt. Hilfreich ist es für die spätere Positionierung im Grafikprogramm in die Mitte der Löcher kleine Kreuze zu setzen.

Ausdrucken
Ist das Layout fertig, geht es ans Ausdrucken. Dazu wird zuerst ein Blatt „Spezialpapier“ mit Papierkleber in die Mitte eines normalen A4 Blattes geklebt. Es reicht – und ist wahrscheinlich sogar besser – nur an einer schmalen Kante das Papier anzukleben. Diese Klebekante sollte dann auch in Richtung Einzug des Druckers zeigen. Als Spezialpapier nutze ich Seiten des Reicheltkataloges, manche schwören auf Backpapier, Seiten des Spiegel oder glossy paper. Wichtig ist, daß das Papier beschichtet ist und den Toner nicht annimmt.
Dann stellt man im Druckerdialog die Qualität so hoch wie möglich und so dunkel wie möglich um maximal Toner auf das Papier zu bekommen. WICHTIG: spiegelverkehrt drucken!

Frontplatte entfetten
Vor dem Bügeln sollte die Front noch einmal ordentlich mit Alkohol, Spiritus oder (vorsicht, greift die Haut an) Verdünnung entfettet werden.

Frontplatte aufkleben
Um die Front beim Bügeln gegen verrutschen zu sichern klebe ich sie an allen 4 Seiten mit Tesa fest. Dabei helfen die Kreuzmarkierungen bei der Positionierung.

Bügeln – Vorsicht mit der Unterlage!
Die Front mit dem aufgeklebten Ausdruck wird nun gebügelt. Das Bügeleisen stelle ich auf volle Pulle, ich habe einmal weniger Hitze versucht. Im Ergebnis liess sich der Ausdruck von der Front leicht mit dem Fingernagel abkratzen. Mehr Hitze gibt mehr Verbindungskraft. Andere Kollegen warnen vor zu viel Hitze weil dann das Layout verlaufen kann, was mir noch nicht passiert ist. Hängt wahrscheinlich auch vom Bügeleisen ab.
Es ist schlau sich eine Unterlage aus Kork, Filz, beidem oder etwas anderem drunter zu legen. Die Hitze ist schon ordentlich, da kann man einen lackierten Tisch gut mit ruinieren. Ein dickes Tuch als Unterlage ist nicht so doll, wir brauchen einen Widerstand um das Bügeleisen fest anzudrücken. Ich habe ganz gute Erfahrungen mit einem Kork Untersetzer gemacht. Aber auch der leitet viel Hitze in den darunter befindlichen Tisch!
Zwischen Frontplatte und Bügeleisen lege ich noch ein 2x gefaltetes Baumwolltuch. Es schützt das Papier vor mechanischer Belastung durch das Bügeleisen und verteilt die Hitze besser. Nun 2-4 Minuten mit etwas Druck langsam in alle Richtungen bügeln, Bügeleisen auch mal drehen, bis alles systematisch ordentlich gebügelt ist.



Einweichen
Nach dem Bügeln kann man die Front fast nicht anfassen vor Hitze, 10 Minuten liegen lassen und dann in einen Teller mit Wasser und etwas Spülmittel

Abrubbeln
Nach weiteren 10 Minuten – man kann gerne auch länger warten wenn man geduldig ist – lässt sich das Papier mit dem Finger abziehen und abrubbeln. Wenn die Hitze beim Bügeln groß genug war, sollten die Buchstaben nun relativ kratzfest sein. Bei mir sind oft viele Papierfasern im oner verbacken, die Schrift sieht irgendwie faserig und grau aus. Das kann man gut mit dem Finger rausrubbeln bis die Schrift schön schwarz ist.

Fertig
Nicht perfekt aber für den Aufwand an Zeit und Geld imho optimal.